Warten
Ein schlichtes Wort und trotzdem Sprengstoff, vor allem wenn man sich dem Prozeß des Human Designs hingibt.
Warten wird für viele als unangenehm empfunden (ähm auch mir ist das manchmal echt ein Gräuel ) und aus diesem Grund heraus fangen wir an zu initieren.
Aber warum ist "warten" eigentlich so ein Problem, vor allem dann wenn man etwas will oder auch er-wartet?
Im Grunde genommen ist das überhaupt nicht das Problem sondern unser Verstand macht daraus eines.
Aber so sehr wir uns geschäftig zeigen, initieren, etwas anzetteln im Außen um uns abzulenken von uns, unseren mentalen Ängsten unserer Langeweile passiert meist das Gegenteil dessen was wir uns im Grund genommen wünschen - Erfüllung, Glück, Ausgeglichenheit...
Warten wird auch deswegen als unangenehm empfunden weil wir keine Kontrolle über die Zukunft haben. Wir können sie nicht beeinflussen, zumindest nicht mit unserem Verstand und den daraus folgenden Entscheidungen. Wir können uns zwingen, ja das können wir und dann bekommen wir das was wir gerade im Außen zu sehen bekommen, eine zutiefst strategische kopfgesteuerte Welt mit mehr Problemen als erfüllendem Leben.
Nicht umsonst boomt gerade die Coachingszene weil vielen Menschen dieses Leben in stiller Verzweiflung einfach nicht mehr reicht. War das alles? War das wirklich alles was mir das Leben bietet?
Antrieb ist hier auch - die Angst, die Angst etwas versäumt zu haben und das tief schlummernde Gefühl nicht wirklich sein eigenes Leben gelebt zu haben - und das stimmt leider...
Warten wird meistens auch gleichgesetzt mit "nichts tun" mit dem Gefühl von Hilflosigkeit, Sehnsucht ja auch Ohnmacht.
Wer sich sein Leben mal anschaut wird feststellen, daß alle großen Dinge, die passiert sind nicht geplant waren und sich auch nicht planen haben lassen.
Z. B. ob und wann man in die Pubertät kommt, ob und wann der Partner fürs Leben einen trifft, Geburt der Kinder usw....
Blöd nur, dass gerade ca. 95% der Typen im Human Design warten sollen, nein müssen um zu einer korrekten Entscheidung zu gelangen. Selbst Manifestoren müssen warten je nachdem welche innere Autorität sie besitzen...
Vielleicht hilft eine andere Sichtweise auf das "warten" hier weiter und wie wir damit umgehen können ohne uns darin zu verlieren und doch wieder anfangen zu initieren wenn dafür die Zeit nicht reif ist weil wir in unserem Inneren den Reifeprozess nicht abgeschlossen haben und damit diesen Verlauf eher noch behindern und stören...
Eine Wortherkunft stammt aus dem mittelhochdeutschem und die lautet - auf etwas achthaben...
Hm das klingt doch schon viel aktiver oder?
Aber auf was sollen wir denn nun achthaben wenn das dem Warten entspricht?
In allererster Linie auf uns selbst aber warum könnte das so wichtig sein?
Weiß ein Bauer wann die Ernte reif ist? Ja ungefähr, er kennt den Reifeprozess des Getreides und kann einschätzen in welchem Monat, vielleicht in welcher Woche es theoretisch einfahrbar wird.
Aber kann er es wirklich planen? Nö kann er nicht, denn alleine das Wetter hat keiner im Griff und je nach Regen- und Sonnenphasen beschleunigt oder verlängert sich der Reifeprozess, Sturm kann die ganze Ernte dem Boden gleichmachen.
Also was muss er im Grunde genommen machen? Warten...
Aber jetzt kommt "auf etwas achthaben" und was wäre das?
Nun, wenn er ein kluger Bauer ist wird er auf seine Erntegeräte acht haben, er wird schauen, daß sein Traktor funktioniert, der Anhänger fit ist, der Mähdrescher parat steht, die Scheune für die neue Ernte vorbereitet ist, Erntehelfer eingeplant sind usw. Denn wenn der Tag kommt, wenn plötzlich die Entscheidung für die Ernte steht und er nicht darauf vorbereitet ist, dann würde er die Ernte verlieren oder zumindest große Verluste einfahren.
In Analogie zum Human Design wäre die Ernte dann der richtige Moment der Entscheidung, die innerlich reifen musste.
Wenn wir aber uns ständig ablenken und initieren dann stören wir den Reifeprozess - das Gras wächst auch nicht schneller wenn man daran zieht - und es kann uns in unserer erzwungenen und selbst auferlegten Geschäftigkeit passieren, daß wir das nicht empfangen können was wir in uns reifen haben lassen und dann im Außen auf uns zukommt denn wir sehen und spüren es nicht mehr im Wust der Ablenkungen.
Oder wir bekommen lauter unausgegorene und unreife Früchte, die ebenfalls ein schaales Gefühl hinterlassen (im Supermarkt bekommen wir davon genügend zu sehen z. B. Obst welches unreif geerntet, aufgehübscht und in Nachreifkammern künstlich "fertig" gemacht wurde)
Korrekte Entscheidungen haben, wie auch eine Ernte, ein Verfallsdatum und sind dann weg.
Gut wenn man also weiß wie sein Design aussieht, seine Strategie und Autorität ist um so zu korrekten und damit zu ausgereiften Entscheidungen kommt.
Zum Wochenstart wünsche ich uns also gutes achthaben, damit wir vorbereitet sind wenn der korrekte Moment da ist...